Valentinstag
Der 14. Februar – dieses Jahr fällt er auf einen Sonntag – wird von vielen Paaren als Valentinstag gefeiert, mit Herzen und roten Rosen. Der Name geht wohl zurück auf Valentin, den Bischof von Terni in Umbrien aus dem 3. Jahrhundert. Am 14. Februar 269 soll er sein Martyrium in Rom erlitten haben. Sehr viel ist über diesen Bischof nicht bekannt. Allerdings werden ihm durch die Legende Krankenheilungen und auch heimliche Trauungen zugeschrieben. Zugleich ist in der antiken Welt der 14. Februar Gedenktag der Göttin Juno, der Patronin von Ehe und Familie. Beide Traditionen flossen in den heutigen Valentinstag ein.
Während hierzulande der Valentinstag eine relativ junge Erscheinung ist und zuweilen als „Erfindung der Blumenindustrie“ kritisch beäugt wird, hat dieser Tag im englischsprachigen Raum eine sehr viel längere Tradition. Wussten Sie, dass schon in Shakespeares Hamlet der Sankt-Valentins-Tag als Tag der Erwählung von Liebenden vorkommt?
Auch in den Texten der kirchlichen Tradition für den heutigen Sonntag Estomihi geht es um die Liebe. Das hohe Lied der Liebe aus dem ersten Korintherbrief, Kapitel 13, ist einer der wohl bekanntesten Texte aus der Bibel überhaupt: „Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu […] Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen“ (1 Korinther, Kapitel 13, Vers 4 und 13).
Das 13. Kapitel des Korintherbriefes ist reich gefüllt mit Aussagen, was die Liebe ist und was sie nicht ist. Lesen Sie es doch wieder einmal, vielleicht sogar zusammen mit Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner.
Einen besonders spannenden Aspekt der Liebe betont der heutige Sonntag:
Die Liebe weicht nicht aus!
Kennen Sie dieses EIGENTLICH in sich?
EIGENTLICH… Er lebt ein rechtschaffenes Leben. Nach allen Spielregeln der Gesellschaft. Treuer Ehemann. Ehrlicher Geschäftsmann. Geschätzter Schwiegersohn. Auch sein Konto ist gut gefüllt. Eigentlich könnte er damit viel Gutes tun. Eigentlich.
EIGENTLICH… Sie hat ein offenes und fröhliches Wesen. In der Nachbarschaft mag man sie gern leiden, denn sie ist ein umgänglicher Mensch. Eigentlich könnte sie den jahrelangen Konflikt mit ihrem Vater in Angriff nehmen und endlich klären. Eigentlich.
Eigentlich wissen wir ich oft im Herzen, was in unserem Leben dran ist. Was es für uns anzupacken, in Ordnung zu bringen und zu klären gilt. Gott hat uns ein gutes Gespür gegeben für Recht und Gerechtigkeit. Für den Unterschied zwischen „gut“ und „nicht böse gemeint“, zwischen der Wahrheit und dem Schein von Wahrheit. Deswegen ist es nicht nur lustig und amüsant, sondern auch heilsam, wenn in diesen Tagen der sogenannten fünften Jahreszeit Menschen in die Bütt steigen. Und uns, unserem Land, unseren Politikern und unserer Gesellschaft einen Spiegel vorhalten. Unrecht beim Namen nennen. Selbstverständlichkeiten in Frage und Konventionen an den Pranger stellen.
In den Schriften der Bibel taten die Propheten etwas sehr Ähnliches. Mit ganzer Leidenschaft brachten sie Gottes Zorn über Unrecht; Lüge und Lieblosigkeit zum Ausdruck. Über lebensfeindliche Strukturen. Über den menschenverachtenden Umgang miteinander. Mit ihren Worten wenden sich die Propheten gegen das große „EIGENTLICH“ im Leben: Das „Eigentlich“ in unseren Beziehungen, in unserem Denken, in unserem Handeln. Und sie machen klar: Gott lässt sich von uns nicht mit „Ersatzopfern“ vertrösten und hinwegtäuschen über das, was es eigentlich für uns zu tun gilt.
Die Liebe weicht nicht aus!
Sie wählt den Weg der Gerechtigkeit und Wahrheit. Jesus selbst ging diesen Weg konsequent, auch dann noch, als er ihn ins Leiden und in persönliche Nachteile führte.
Und so gibt es auch diese anderen EIGENTLICH-Geschichten von Menschen auf ihrem Weg der Liebe.
EIGENTLICH… Sie hat nur noch ein paar Münzen in der Tasche. Ein Bankkonto besitzt sie nicht. Nicht einmal mehr einen Mann. Einen Versorger. Eigentlich hat sie wirklich kein Geld, als sie vor dem Opferkasten im Tempel ihres Gottes steht. Eigentlich.
EIGENTLICH… Ihr Schreibtisch ist am Überquellen. Die Arbeiten, die sie unbedingt noch korrigieren muss, bilden bedrohliche Stapel. Eigentlich hat sie wirklich keine Zeit, als das Telefon klingelt und ihre Schwester sie dringend um Rat fragt. Eigentlich.
Ich wünsche Ihnen Segen und Liebe bei all Ihrem Tun!
Ihre Pfarrerin
Katharina Bärenfänger
Mittagsgebet
Wir bitten Dich, Herr, für die Beziehungen, in denen wir stehen:
Lass unsre Liebe ohne Wanken,
die Treue lass beständig sein.
Halt uns in Worten und Gedanken
von Zorn, Betrug und Lüge rein.
Lass uns doch füreinander stehn,
gib Augen, andrer Last zu sehn.
Lehr uns, einander zu vergeben,
wie du in Christus uns getan.
Herr, gib uns teil an deinem Leben,
dass nichts von dir uns scheiden kann.
Mach uns zu deinem Lob bereit,
heut, morgen und in Ewigkeit.
Amen
(Gebet nach Nr. 240 im Evangelischen Gesangbuch „Du hast uns, Herr, in dir verbunden“)