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Unfug und der liebe Gott

Gedanken zum Sonntag

Liebe Leserin, lieber Leser,

da schleppen wir uns durch das Leben mit all unserem Wollen und Hoffen. Und bei allem, was wir hinbekommen, entsteht immer auch das, was knapp danebengeht. Da hast du die beste Absicht, und dann geht es gewaltig schief. Was eigentlich gut und schön werden sollte, wird letztlich ärgerlich und schädlich.

Wo du Lob hättest hören können, hörst du dich selbst eine Entschuldigung aufsagen. Da hattest du versprochen jemandem zu helfen, und weil du dann doch nicht konntest, blieb die Hilfe aus. Den Brief mit der du den Freund trösten wolltest, schreibst du nicht, und es bleibt Trostlosigkeit. Du erzählst begeistert von deiner Arbeit und merkst gar nicht, wie du die Unzufriedenheit deines Kollegen immer schlimmer machst. Kurzum: Uns unterläuft viel Unfug in unserem Leben. Die Mausefalle fängt nicht die Maus, sondern – o weh – den großen Zeh des Vaters. Und als du ihn aufmuntern willst mit der Aussicht auf Köttbullar mit Kartoffelpüree und Preiselbeerkompott am Abend, fällt dir die Porzellanschüssel aus der Hand und dem Vater ins Gesicht. Ach, dir unterläuft ziemlich viel Unfug in deinem Kinderleben, lieber Michel!

Bei dem Jungen in Lönneberga ist es so wie in unserem Leben: „Unfug denkt man sich nicht aus. Unfug wird es ganz von allein“, schreibt Astrid Lindgren.

Michel weiß das selbst, das mit dem Unfug. Er weiß es auch ohne den Tischlerschuppen, ohne die als Besinnungsgelegenheit getarnte Bestrafung – ach, wie Eltern das manchmal so machen! Der Vater weiß das, das mit dem Unfug, es treibt ihn in den Wahnsinn! Und der Vater im Himmel weiß das auch, ja, er weiß es besonders. Michel weiß, dass der es weiß und betet darum am Sommerabend jenes Unfugtages:

„Lieber Gott, mach doch, dass ich mit meinem Unfug aufhöre! Bittet freundlich Michel Svensson – Katthult – Lönneberga.

Ich mag dieses Michel-Gebet: Kurz ist es und beginnt mit einem Bekenntnis: Es geht um meinen Unfug, um mich. Und Michel weiß sehr genau zu unterscheiden und zusammenzudenken, was himmelweit auseinanderliegt: Gott muss es machen – Michel muss aufhören.

Michels Bitte ist unsere Bitte: dass wir mit dem Unfug aufhören. Wir selbst und auch die anderen. Und dieses Corinavirus, das durch seinen weltumspannenden Unfug unser Leben belästigt und großen Schaden anrichtet.

Dieses Gebet ist wie unsere Gebete Unfugsbekämpfung und selbst Unfug.

Dieser kleine Michel und seine große Erzählerin wissen: Gott verändert uns, er will, dass sich Unfug fügt. Er antwortet auf dem Weg, den wir gehen – unser Weg, aber sein Wille und seine Liebe. Ein schwieriger Gedanke leichthin erzählt.

Bleiben Sie behütet!
Ihr Prädikant Bernd Schminke

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