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Warum feiern wir Ostern?

Andacht zu Ostern 2021 von Pfarrer Dr. Michael Ebersohn mit Rike Alpermann-Wolf an der Orgel und den Kirchensänger*innen Angelika Bez, Steffi Landau, Stefan Ohnsorge und Jörg Rohde

»Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden, Halleluja!«

Das ist der Jubelruf des Osterfestes, der Jubelruf, der die Auferstehung Jesu Christi, den Sieg des Lebens über den Tod feiert.

Damit begrüße ich Sie herzlich, liebe Hörerinnen und Hörer, liebe Leserinnen und Leser. Wir wollen uns gemeinsam ein wenig besinnen und nachdenken über das Geschehen vom Ostermorgen, damals in Jerusalem, drei Tage, nachdem Jesus Christus gekreuzigt worden war.

Wir wollen alle fröhlich sein
Evangelisches Gesangbuch Nr. 100

  1. Wir wollen alle fröhlich sein / in dieser österlichen Zeit; / denn unser Heil hat Gott bereit’. / Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja, / gelobt sei Christus,Marien Sohn.
  2. Es ist erstanden Jesus Christ, / der an dem Kreuz gestorben ist, / dem sei Lob, Ehr zu aller Frist. / Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja, / gelobt sei Christus, Marien Sohn.
  3. Er hat zerstört der Höllen Pfort, / die Seinen all herausgeführt / und uns erlöst vom ewgen Tod. / Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja, / gelobt sei Christus, Marien Sohn.
  4. Es singt der ganze Erdenkreis / dem Gottessohne Lob und Preis, / der uns erkauft das Paradeis. / Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja, / gelobt sei Christus, Marien Sohn.
  5. Des freu sich alle Christenheit / und lobe die Dreifaltigkeit / von nun an bis in Ewigkeit. / Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja, / gelobt sei Christus, Marien Sohn.

Worte aus dem 118. Psalm:

Danket dem Herrn, denn er ist freundlich;
                und seine Güte wäret ewiglich.
Der Herr ist meine Macht und mein Psalm
                und ist mein Heil.
Man singt mit Freuden vom Sieg in den Hütten der Gerechten:
                Die Rechte des Herrn behält den Sieg!
Die Rechte des Herrn ist erhöht;
                die Rechte des Herrn behält den Sieg!
Ich werde nicht sterben, sondern leben
                und des Herrn Werke verkündigen.
Der Stein, den die Bauleute verworfen haben,
                ist zum Eckstein geworden.
Das ist vom Herrn geschehen
                und ist ein Wunder vor unseren Augen.
Dies ist der Tag, den der Herr macht;
                lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein.

Halleluja!

Die Ostergeschichte

Die Ostergeschichte, so wie der Evangelist Johannes sie uns überliefert hat, berichtet Folgendes (Johannes 20,1-18):

1Am Tag nach dem Sabbat kam Maria aus Magdala in aller Frühe zum Grab, als es noch dunkel war. Sie sah, dass der Stein vom Eingang des Grabes entfernt war. 2Da lief sie zu Simon Petrus und zu dem Jünger, den Jesus besonders lieb hatte, und berichtete ihnen: »Sie haben den Herrn aus dem Grab genommen und wir wissen nicht, wohin sie ihn gelegt haben!«

3Petrus und der andere Jünger machten sich auf den Weg zum Grab. 4Sie liefen miteinander los, aber der andere Jünger lief schneller als Petrus und war als Erster am Grab. 5Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, aber er ging nicht hinein. 6Als Simon Petrus nachkam, ging er sofort in die Grabkammer. Er sah die Leinenbinden  7und das Tuch, mit dem sie Jesus das Gesicht bedeckt hatten. Dieses Tuch lag nicht bei den Binden, sondern war getrennt davon zusammengelegt. 8Nun ging auch der andere Jünger hinein, der zuerst am Grab angekommen war. Er sah alles und kam zum Glauben. 9Denn sie hatten die Heiligen Schriften noch nicht verstanden, in denen doch steht, dass Jesus vom Tod auferstehen muss. 10Danach gingen die beiden Jünger nach Hause zurück.

11Maria stand noch draußen vor dem Grab und weinte. Dabei beugte sie sich vor und schaute hinein. 12Da sah sie zwei weiß gekleidete Engel. Sie saßen an der Stelle, wo Jesus gelegen hatte, einer am Kopfende und einer am Fußende.

13»Frau, warum weinst du?«, fragten die Engel.

Maria antwortete: »Sie haben meinen Herrn fortgetragen und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben!«

14Als sie sich umdrehte, sah sie Jesus dastehen. Aber sie wusste nicht, dass es Jesus war. 15Er fragte sie: »Frau, warum weinst du? Wen suchst du?«

Sie dachte, er sei der Gärtner, und sagte zu ihm: »Herr, wenn du ihn fort­genom­men hast, dann sag mir, wo du ihn hingelegt hast. Ich will hingehen und ihn holen.«

16»Maria!«, sagte Jesus zu ihr.

Sie wandte sich ihm zu und sagte: »Rabbuni!« Das ist Hebräisch und heißt: Mein Lehrer!

17Jesus sagte zu ihr: »Halte mich nicht fest! Ich bin noch nicht zum Vater zurückgekehrt. Aber geh zu meinen Brüdern und sag ihnen von mir: ›Ich kehre zurück zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott.‹«

18Maria aus Magdala ging zu den Jüngern und verkündete: »Ich habe den Herrn gesehen!« Und sie richtete ihnen aus, was er ihr aufgetragen hatte.

Gelobt sei Gott im höchsten Thron
Evangelisches Gesangbuch Nr. 103

  1. Gelobt sei Gott im höchsten Thron / samt seinem eingebornen Sohn, / der für uns hat genug getan. / Halleluja, Halleluja, Halleluja.
  2. Des Morgens früh am dritten Tag, / da noch der Stein am Grabe lag, erstand er frei ohn alle Klag. / Halleluja, Halleluja, Halleluja.
  3. Der Engel sprach: »Nun fürcht’ euch nicht; / denn ich weiß wohl, was euch gebricht. / Ihr sucht Jesus, den find’t ihr nicht.« / Halleluja, Halleluja, Halleluja.
  4. »Er ist erstanden von dem Tod, / hat überwunden alle Not; / kommt, seht, wo er gelegen hat.« / Halleluja, Halleluja, Halleluja.
  5. Nun bitten wir dich, Jesu Christ, / weil du vom Tod erstanden bist, / verleihe, was uns selig ist. / Halleluja, Halleluja, Halleluja.
  6. O mache unser Herz bereit, / damit von Sünden wir befreit / dir mögen singen allezeit: / Halleluja, Halleluja, Halleluja.

Predigt

Liebe Gemeinde!

das ist die Ostergeschichte, die eigentliche. Eier kommen darin nicht vor, und Hasen schon gar nicht. Aber neues Leben kommt darin vor, neues Leben, das Gott seinem Sohn Jesus gegeben hat, und das er damit auch uns versprochen hat. Das ist sicher nicht ganz einfach zu verstehen. Das braucht Erklärungen.

Diese Erzählung ist eine geradezu verrückte Geschichte. Grabräuber scheinen unterwegs gewesen zu sein, ein regelrechter Wettlauf zum Friedhof findet statt, und es gibt eine Art Entdeckungsreise in fünf Stationen. Maria aus Magdala, die Frau, die Jesus lange Zeit folgte, wird Stück für Stück zu der Erkenntnis geführt, dass ihr Herr, den sie suchte, doch nicht verschwunden ist, sondern lebt.

Maria geht also frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab. Wegen des Sabbats war Jesu Leichnam schnell vom Kreuz abgenommen worden, damit der Feiertag nicht entwürdigt wird. Freunde hatten ihn vom römischen Statthalter Pilatus zur Bestattung ausgehändigt bekommen. Sie hatten ihn nicht verscharrt, wie das bei Hingerichteten normalerweise üblich war, sondern ehrenvoll in einem neuen Grab beigesetzt. Dort hätte man ihn verehren können. Vielleicht hätte auch ein reicher Gönner ein Mausoleum bauen lassen. Doch es kam anders.

Als Maria nun zum Grab kommt, macht sie die erste Entdeckung: Der Stein ist weg! Wie war das möglich, bei dem Gewicht? Hals über Kopf rennt sie weg und meldet es den Jüngern, von denen sie eine Erklärung erhofft. Der von ihnen so würdig beigesetzte Leichnam scheint geraubt worden zu sein. Nicht einmal die Ruhe des Toten wird respektiert!

Daraufhin laufen Petrus und der andere Jünger, den Jesus liebte, wie es heißt, um die Wette zum Grab. Wie die kleinen Jungen will jeder als erster sehen, was passiert ist und ob Maria Recht hat. Der andere aber ist schneller als Petrus, beugt sich in das Grab hinunter und sieht die Leinenbinden liegen. Als dann Petrus eingetroffen war, gehen beide hinein und sehen noch mehr: Leinenbinden ja, aber auch ein säuberlich zusammengefaltetes Schweißtuch, mit dem der Kopf des Toten eingehüllt worden war. Eine Leiche finden sie aber nirgends! Was war geschehen? Offenbar lag Maria mit ihrer Befürchtung richtig. Jesu Leichnam ist gestohlen. Wer tut so etwas? Außerdem: Welcher Grabräuber faltet ein Schweißtuch fein säuberlich zusammen? Höchst seltsam. Die Jünger verstehen das nicht und ziehen in Gedanken versunken von dannen. Diese zweite Entdeckung, dass das Grab leer ist, war zu viel für ihr schwaches Gemüt.

Maria steht vorerst noch draußen und weint. Doch dann wagt auch sie einen vorsichtigen Blick – und sieht etwas, was die Jünger noch nicht sahen. Zwei Engel in weißen Gewändern beleuchten den leeren Platz, wo einmal der Tote gelegen hatte. Die dritte Entdeckung an diesem noch jungen Morgen. Die Engel fragen sie, warum sie weint. Sie erkennen, dass es schlimm um sie steht. Maria hat nicht nur ihren Herrn Jesus verloren, der am Kreuz gestorben ist, jetzt ist auch noch sein Leichnam fort.

Danach dreht sie sich um und sieht plötzlich einen Mann vor sich stehen – Entdeckung Nummer vier –, den sie für den Friedhofsgärtner hält. Vielleicht weiß er ja, wo die Leiche geblieben ist. Aber wo kommt er so plötzlich her, das Grab war eben doch noch leer gewesen? Dieser Mann fragt sie ebenso wie die Engel vorher, warum sie weint. Und er fragt, wen sie sucht. Ja, wen sucht Maria überhaupt? Sie sucht den verehrten Toten, dem sie ein bleibendes Andenken schenken möchte. Sie braucht einen Anhalt, eine Reliquie, um ihre Klage und ihre Erinnerung pflegen zu können. Die Erinnerung allein scheint ihr nicht zu genügen. Sie will den Leichnam zurück.

Sie merkt zuerst gar nicht, dass er schon längst vor ihr steht. Dieser vermeintliche Friedhofsgärtner ist kein anderer als Jesus selbst! Jesus hat sie schon längst gefunden, nicht umgekehrt. So war es ja auch schon zu seinen Lebzeiten. Nicht die Leute haben Jesus gesucht, er hat sie gefunden. Er ist zu ihnen gegangen und hat ihnen das Reich Gottes gepredigt, sein Reich, seine Art zu leben. Als Jesus nun Maria mit Namen anredet, fällt es ihr wie Schuppen von den Augen: Es ist Jesus. Wer sonst hätte ihren Namen kennen können? Wahrscheinlich war sie so perplex über diese fünfte und größte Entdeckung, dass sie nur »Rabbuni« stammeln konnte, ›Mein Lehrer!‹. So hatte sie Jesus Zeit seines Lebens angeredet, weil sie in ihm ihren Herrn und Meister gesehen hatte. Aber was da jetzt geschehen ist … Und dann noch dieser Satz, den sie den Jüngern weitersagen soll: »Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.« Der Tote lebt, aber er geht weiter, hinauf in den Himmel. Ein bisschen viel auf nüchternen Magen! Was war nur geschehen, dass es so rasch zu so radikalen Veränderungen gekommen ist?

Was ist geschehen in diesem Grab vor den Mauern Jerusalems? Das fragen auch wir uns immer wieder, wenn wir über Ostern nachdenken. Was ist damals geschehen? Was ist überhaupt Ostern? Wie kann ein Mensch, der doch vor aller Augen und auf die schrecklichste Weise gemartert wurde und zu Tode gekommen ist, wieder leben? Die Leute damals, von Maria angefangen, haben das genauso wenig verstanden wie wir. Auch sie haben an den Berichten gezweifelt, die vom leeren Grab erzählten und davon, dass Jesus den Jüngern erschien.

Es wird wohl eine ganze Weile gedauert haben, bis sie merkten, dass diese Berichte keine Wahrheit im landläufigen Sinne sind. Es ist kein Tatsachenbericht, den man mit Vernunft und mit wissenschaftlichen Methoden beweisen könnte. Die Auferstehung Jesus Christi, die in dieser Nacht geschah, ist eine Wahrheit, die immer wieder neu entdeckt werden will. Sie ist eine Wahrheit des Glaubens. Sie erweist sich dann als wahr, wenn Menschen die Überraschung der Maria nacherleben, wenn sie nachfühlen können, warum Maria so sehr ergriffen wurde. Sie hat auch nicht haarklein erklären können, was da geschah, warum und vor allem wie Jesus von den Toten zurückgekommen ist. Aber sie hat erzählen können, dass es geschah. Und das hat sie verändert, hat ihr eine so tiefe Hoffnung gegeben, weil sie gespürt hat, dass der Tod nicht das letzte Wort ist, das gesprochen wird. Das letzte Wort hat Jesus, der Auferstandene. Das letzte Wort hat das Leben.

So geht es auch uns. Wer beweisen will, dass die Auferstehung wirklich so geschehen ist – oder wer das genaue Gegenteil beweisen will –, der hat nicht verstanden, worum es geht. Es geht um eine Wahrheit, die all unser menschliches Denken übersteigt. Wenn wir Menschen an den Tod denken und in ihm die Zerstörung schlechthin sehen, dann können wir aus dieser Trauer und Hoffnungslosigkeit keinen Ausweg sehen. Wenn wir aber annehmen, dass es eine höhere, eine göttliche Wahrheit gibt, in der so etwas möglich ist, dann haben wir etwas, worauf wir hoffen können und was uns die Leichtigkeit des Lebens zurückbringen kann. Wir können das, wenn wir uns von Maria mitreißen lassen.

Denn dass Jesus lebt und wir mit ihm, dass der Tod den Schrecken verliert und Zuversicht unser Leben begleiten kann – das verdanken wir weniger einem einmaligen Ereignis am Ostermorgen in Jerusalem. Den Glauben an die Auferstehung verdanken wir vielmehr den Menschen, die dem Ereignis schon längst vertraut haben und die wie Maria fähig geworden sind, ihre Entdeckung und ihre große Freude weiterzusagen. Und darum geht es an Ostern: Von der Auferstehung zu erzählen, davon, dass es auch in auswegloser Situation eine Hoffnung gibt, davon, dass das Leben gewinnt.

Amen.

Einer ist unser Leben
Evangelisches Gesangbuch Nr. 552 – Link zum Liedtext

Gebet

Jesus Christus,
Du bist unser Licht.
Du bist unsere Hoffnung, die Auferstehung der Menschen.

Du bist gekommen in unser Leben.
Daran wollen wir denken, wenn wir uns freuen und wenn uns zum Weinen ist.
Im Vertrauen auf dich können wir leben, werden gelöst und frei – und beten:

für unsere Freunde und unsere Familien;
für die, mit denen wir gerne zusammen sind,
und die, die uns das Leben schwer machen.

Wir beten für alle, die darunter leiden,
dass sie gehemmt oder unbeholfen sind.

Wir beten für die Kranken, für die Traurigen und die Trauernden. 
Wir möchten ihnen begegnen wie Jesus:
sie verstehen, in Schutz nehmen, ihnen Mut machen.

Gott, dein Geist ist in uns: das Licht der Welt.
Es erleuchtet unser Leben und unser Hoffen.
Dafür danken wir dir.

All das, was uns ganz persönlich am Herzen liegt, nehmen wir hinein in dein Gebet:

Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name. 
Dein Reich komme. 
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott,
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

Amen.

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