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Leben

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich habe den Eindruck, ein ganzes Leben lang sind wir auf der Suche – nach Leben. Das klingt vielleicht wie eine Binsenweisheit. Ist es aber nicht. Im Ernst: Was unternehmen wir Menschen nicht alles, um wenigstens ein bisschen was von dem zu erleben und zu verwirklichen, was uns als wirkliches Leben vorschwebt.

„Vorschwebt“ sage ich, weil wir das selten bewusst planen und steuern. Eher ist es so, dass da etwas uns antreibt und beflügelt.

Wir wissen gar nicht so genau, was und warum, aber wissen: Ja, das will ich! – Wir stürzen uns in Arbeit und rackern. Schaffen bis zur Erschöpfung – in der Hoffnung, dass wir dann für andere wichtig sind, anerkannt, geachtet.

Oder wir fühlen uns ständig bevormundet und kämpfen um unsere Freiheit (oder das, was wir dafür halten), mitunter ohne Rücksicht auf Verlust – einfach um zu spüren, dass wir es sind, die ihr Leben meistern. Wir engagieren uns, setzen uns für andere Menschen ein – als könnten wir mit uns selbst zufrieden sein, wenn wir für eine „gute Sache“ kämpfen. Oder wir stolpern von einer Beziehung in die nächste – immer in der Hoffnung, dass wir diesmal mehr Glück und mehr vom Leben haben.

Nein, ich kann und will diesen Lebenshunger in keiner Weise madig machen. Gäbe es ihn nicht, würde uns die Sehnsucht nach dem, was wir nicht haben, nicht immer wieder antreiben und in Bewegung halten – wir hätten wahrscheinlich schon längst mit dem Leben abgeschlossen, womöglich sogar Schluss gemacht.

Nein, ich möchte nicht jene Zufriedenheit empfehlen, die keine Wünsche mehr hat und sich mit allem abfindet, was nun mal so ist, wie es ist. Ich glaube, wir wären keine lebendigen Menschen, gäbe es nicht, was uns immer wieder von neuem nach dem Lebensglück suchen lässt.

Diese Unruhe unseres Herzens gehört wohl einfach zum Leben.

Die Frage ist nur: Ist das, was wir suchen, auch das was wir eigentlich wollen? Und: Wann und wo finden wir, was wir wirklich suchen?

Die große Sehnsucht nach Liebe zum Beispiel kann auch immer wieder in Enttäuschung enden. Was muss geschehen, damit wir uns selbst begreifen, damit wir verstehen, was wir suchen und finden, wonach wir uns sehnen? Ja, wie finden wir, was wir suchen?

Und zuletzt: Bei wem sind auch unsere Enttäuschungen und Niederlagen aufgehoben, so dass sie uns nicht mehr an unserem Ja zum Leben hindern?

Ich glaube fest, dass wir in Jesus den Gott finden, der unser ganzes Leben liebt, nicht nur unsere Glücksmomente und Sonnenseiten, nicht nur im Urlaub, sondern jeden Tag.

Mehr noch: Durch ihn und mit seiner Hilfe können wir die Menschen werden, die wir immer schon sein wollten: Eine Quelle, aus der andere Mut und Lebenskraft schöpfen. Ein Segen.

Es grüßt Sie auf das Herzlichste
Ihr Bernd Schminke
Prädikant und Vorsitzender des Kirchenvorstandes

Mittagsgebet

Mein Gott,

Grund, der mich trägt,

ewige Gegenwart,

du hörst mich.

Du siehst, wie ich heute bin:

Gelassen oder getrieben, bedrückt oder glücklich.

Dir vertraue ich mich an.

Was mich belastet, klage ich dir,

was mir das Leben schwer macht, lege ich bei dir ab.

Du führst mich hinaus ins Weite.

Auf dich hoffe ich in Zeit und Ewigkeit.

Amen.

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