„Lasst euch erneuern“
„Legt eure frühere Lebensweise ab! Ja, legt den ganzen alten Menschen ab, der seinen Begierden folgt! Die betrügen ihn nur und führen ihn ins Verderben. Lasst euch in eurem Denken erneuern durch den Geist, der euch geschenkt ist.“ (Epheser 4,22-23)
So schreibt ein Schüler des Apostels Paulus in seinem Brief an die jungen christlichen Gemeinden in Ephesus und anderswo. Offenbar hatte er allen Grund dazu, denn auch die frühen Christinnen und Christen, die den Schwung des neuen Glaubens noch hautnah spürten, wurden vom Alltag eingeholt. Und in dem gab es neben dem Anspruch des liebevollen Miteinanders auch Misstöne, Neid und Streit. Auch sie waren eben Menschen wie du und ich.
Es war also an der Zeit, sich mit einem Rundbrief einzumischen. Christ sein und so tun, als habe die Lehre Jesu auf die eigene Lebensgestaltung keinerlei Einfluss, das passt nicht zusammen. Wer getauft ist, wer mit dem Geist Jesus Christi beschenkt wurde, der ist berufen, anderen Normen und Werten zu folgen als denen, die nur einem selber Spaß, Vorteil, Ansehen und Macht verheißen. Wahrheit, Gerechtigkeit und Liebe lauten die neuen Maßgaben, und die verlangen beharrliches Einüben – und manchmal eine radikale Änderung des Denkens und des Verhaltens. Es geht um Veränderung im Verhalten untereinander. Weg von Hauen und Stechen gegeneinander und hin zu einem menschlichen, liebevollen, christlichen Umgang miteinander. Und das ist auch eine ganz aktuelle Frage.
Vier Dinge braucht es, wenn die Erneuerung, das Anders-Machen klappen soll: Erstens den Verstand und das Nachdenken. Denn sich darüber klar zu werden, was ist, ist der erste Schritt. „Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung.“ So formuliert es das Sprichwort.
Veränderung ist aber auch Willenssache. Nachdenken und Selbsterkenntnis sind nicht genug. Man muss sich auch anders verhalten wollen. Und dazu muss man manchmal auch schweren Herzens aus seinen alten Bahnen aussteigen.
Zum Dritten gehört aber auch das Herz dazu, das Gefühl. Denn die Gefühle bestimmen uns, ob wir wollen oder nicht. Und wenn wir etwas gegen unser Gefühl, gegen unsere innere Eingebung tun, dann wird es schief und gelingt nicht.
Und schließlich sind wir zur Erneuerung ermutigt durch Gott und seinen Heiligen Geist. Und das ist dem Schreiber des Epheserbriefes ganz wichtig. Denn die Art und Weise, wie Jesus mit den Menschen umgegangen ist, aufgeschlossen, liebevoll, heilend, sollte auch für unser Zusammenleben Maßstab und Ziel sein. Das Vertrauen darauf, dass das Gottes Willen entspricht, kann uns die Kraft und die Ausdauer dazu geben.
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Mit den besten Wünschen, und bleiben Sie behütet!
Pfarrer Michael Ebersohn
Mittagsgebet
Herr, unser Gott, wir wenden uns an dich mit unseren Bitten für die Welt,
für die Menschen und die Geschöpfe in ihr.
Lass alle Menschen hören, dass du es gut mit uns meinst.
Wende dich den Kranken und den Sterbenden zu:
Schenke ihnen Hoffnung.
Wende dich den Armen, Verlassenen und Verbitterten zu:
Schenke ihnen ein Wort, das sie bereichert.
Wende dich den Regierenden zu,
denen, die Verantwortung tragen und Lasten für die Gemeinschaft:
Schenke ihnen ein Wort der Weisheit.
Wende dich denen zu, die im Dienst an anderen Menschen und Geschöpfen stehen,
die sich einsetzen für Frieden und Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung:
Schenke ihnen ein Wort der Ermutigung.
Wende dich denen zu, die dich verloren haben, die keinen Weg mehr sehen für ihr Leben
oder die sogar schon völlig in die Irre gegangen sind:
Schenke ihnen ein Wort, das sie leitet.
Wende dich uns zu, die wir dich suchen
und die wir mit deinem Wort unser Leben miteinander gestalten müssen:
Lass uns Worte finden, die Gräben überwinden
und Liebe und Versöhnung möglich machen.
Amen