Gottes Liebe auch im Tod
Für den kommenden Sonntag, dem Sonntag vor Ostern ist als Grundlage der Predigt eine Geschichte vorgeschlagen, die kurz vor Ostern spielt. Es ist die Erzählung von der Salbung in Bethanien, die der Evangelist Markus uns überliefert (Markus 14,3-9). Jesus ist bei einem Bekannten zu Hause, ruht aus, isst und trinkt. So, als ob er Feierabend hätte. Da kommt eine Frau zu ihm und salbt sein Haar mit kostbarstem Nardenöl, einem Luxusgut aus dem fernen Indien. Sie zeigt ihm damit eine große Ehre – und sie zeigt ihm ihre Liebe. Vielleicht hatte sie ja innige Gefühle zu diesem Jesus, vielleicht beruhte das sogar auf Gegenseitigkeit. Jedenfalls hat man das im Laufe der Kirchengeschichte immer wieder vermutet – obwohl man sich auf der anderen Seite gar nicht vorstellen wollte, dass Jesus eine Liebesbeziehung gehabt haben könnte.
Doch in der Geschichte geht es keineswegs nur um die Liebe zwischen Mann und Frau. Das Ganze steht auch für die Liebe Gottes zu den Menschen. Die Liebestat der Frau ist Abbild dieser göttlichen Liebe, die sich sorgt, der auch der größte Aufwand nicht zu schade ist, selbst wenn er durchaus berechtigten Widerspruch hervorruft: Wie vielen Menschen hätte damit geholfen werden können. Doch diese göttliche Liebe überschreitet sichtbare und unsichtbare Grenzen. Sie führt sogar so weit, dass sie auch noch im Tod Jesu am Kreuz gegenwärtig ist. Der Tod und die Auferstehung Jesu sind Zeichen der Liebe Gottes zu uns Menschen, denn die hat in dem einen Menschen Jesus von Nazareth den Tod überwunden – und ist so für uns alle ein Kern der Hoffnung geworden. Durch diese Liebe Gottes können wir auch nach einer großen Enttäuschung, angesichts von Trauer und Leid die Kraft haben, das Leben zu lieben und auf die Zukunft zuzugehen.
Das ist schwer zu verstehen, gewiss. Denn es ist ein Geschehen, dass unsere menschliche Erfahrung komplett übersteigt. Es ist das Geheimnis von Ostern, dass nämlich der Weg Jesu in den Tod letztlich ein Weg in das Leben ist. Die Salbung in Bethanien ist eine Vorbereitung und eine Zurüstung für diesen Weg, den Jesus mit der Liebe der Frau und mit der Liebe Gottes, seines Vaters, für uns geht.
Bleiben Sie behütet!
Ihr Pfarrer Dr. Michael Ebersohn
Das Bild „Jesus anointed at Bethany by a sinful woman“ ( Jesus wurde in Bethanien von einer sündigen Frau gesalbt) ist vom US-amerikanischen Künstler Donald D. Krause. Er schreibt auf seiner Webseite dazu: „Als ich Christ wurde, verband mich so viel mit dieser Geschichte. Diese Frau liebte Jesus und war dankbar, ohne sich darum zu kümmern, was die Leute dachten. Sie weinte zu seinen Füßen und wusch sie mit ihren Tränen. Sie goss ihm völlig hemmungslos teures Parfüm auf den Kopf – denn alles, was sie interessierte, war, ‚Danke‘ zu sagen. Sie liebte so sehr, was wirst du tun?“