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Gedanken zum 1.Advent

Liebe Leserin, lieber Leser,

in unserer kirchlichen Tradition ist die Adventszeit – die Vorbereitungszeit auf das Weihnachtsfest – eine Fastenzeit, eine Bußzeit. Bußzeiten sind Zeiten zum Nachdenken. Sie bieten Gelegenheit, über das eigene Leben, über Verhaltensweisen und Meinungen, die zur Gewohnheit geworden sind, aber der Korrektur bedürfen, nachzudenken.  Advent heißt Ankunft. Die Botschaft von Advent und Weihnachten lautet: Gott ist in Jesus auf die Erde gekommen, um hier bei den Menschen Wohnung zu nehmen.

An diesem ersten Adventssonntag beginnt ein neues Kirchenjahr. Ein neues Stück Zeit und Land liegt vor uns. Wie heimatlich es uns wird, hängt auch davon ab, ob wir selbst bereit sind, aus gar zu bequemen, aber schändlichen Umständen aufzubrechen und Neues zu suchen.

Ob wir uns zu Hause fühlen, hängt auch davon ab, inwiefern wir bewahren können, was uns kostbar ist.  Aber: Die angestammten Rechte sind es nicht, in denen wir einfach verharren müssten.

Die überkommenden Werte nicht verleugnen, aber sie in den Herausforderungen der Gegenwart angemessen interpretieren und leben. Daraus entsteht das Gefühl der inneren Stärke und eines Zuhause-Seins im Fluss der Veränderungen. Ich glaube, mancher wird sich besinnen müssen und zurückkehren, um zu Hause in sich selbst zu sein. Ein anderer wird aufbrechen müssen und abschütteln, was schon lange schmerzt und kränkt, und neue Heimat suchen.

Wer wird Menschen gerecht, die in der Fremde leben? Gute Regierungen schaffen Sozialpläne und sorgen für die Chance zur Integration und zu Verwurzelung auch in einem für sie fremden Land. Die Ursache für die Vertreibung oder Flucht sind unterschiedlich. Manche müssen umsiedeln, andere gehen vermeintlich freiwillig. Damals wie heute. Die einen fliehen vor Krieg, weil sie um Leib und Leben für ihre Kinder bangen. Die anderen müssen die Heimat verlassen, weil andere Herrschaftsverhältnisse geschaffen wurden. Wie wird man entwurzelten Menschen gerecht? Wie kann man ihnen helfen?

Adventszeit ist immer auch eine kritische Zeit Es ist nicht nur dunkel. Es möge auf ein Licht zugehen. Menschen suchen Heimat, denn Weihnachten ist man zu Hause. Aber wo bin ich zu Hause, wenn ich hier eigentlich nicht hingehöre?

Flüchtlinge sind in unserem Land. Andere Bedingungen heute als damals. Wir denken noch großräumiger, in einer globalisierten Welt, aber die Ursachen sind vergleichbar. Und das Gefühl der Fremde bleibt und die Aufgabe der Verständigung.

Die Adventszeit ist immer auch eine Zeit der Veränderungen, eine Zeit der Umkehr oder auch eine Zeit der Flucht nach vorn. Beharren ist keine Tugend, die in der biblischen Botschaft weite Verbreitung gefunden hätte. Die Suche nach einem gerechten Leben für alle und nach Lebensumständen, die mir gerecht werden können, das ist die Lebenshaltung, was die Propheten im Alten Testament verheißen. Siehe, es kommt eine Zeit. Ein gerechter Sproß wird erwachsen. Lichtgeschmückt kündet er von verlorener und neugefundener Heimat. Und er kündet in aller Vorläufigkeit vom ewigen Zuhause bei Gott. Kein Ort dieser Welt gibt es, der uns nicht zur Heimat werden kann.

Warum? Weil Gott selbst diese Welt als Heimat gewählt hat und vom Himmel auf die Erde kommt will.

Bleiben Sie behütet!
Uns allen eine besinnliche Adventszeit!
Ihr Bernd Schminke
Prädikant und Vorsitzender des Kirchenvorstandes

Mittagsgebet

Du, Gott, Ewiger, der du deine unsere Welt nicht sich selbst überlässt, wir danken dir für diese Zeit des Advents.
Du machst dich auf, und wir werden besucht. Wir möchten wach sein, bereit, dich zu empfangen, dass du in uns und durch uns zur Welt kommst.
Dank sei Dir: Wir brauchen nicht schwarz zu sehen. Aber da ist Dunkel genug.
Wir bitten dich für die Menschen in unserem Dorf Rodenbach und anderswo, denen Armut, Ausgrenzung oder Hoffnungslosigkeit das Licht ausgeknipst haben. Vielleicht sind ihre Pläne und Hoffnungen zerbrochen, vielleicht haben sie schwere Verluste hinnehmen müssen.
Wir beten für uns, die wir durch die Corona-Pandemie auf uns selbst zurückgeworfen sind, dass wir innehalten, zur Besinnung kommen, in uns gehen und dir begegnen.
Amen.

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