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#FlattenTheCurve

„Jesus mit dem Regenbogen der Hoffnung“ – ein Bild unserer Konfis ist auf der Konfirmandenfreizeit Anfang März in Büdingen entstand. Die Konfis schreiben dazu: „Das Meer darunter soll das Vertrauen von Jesus zu Gott darstellen, da Jesus Gott so vertraut, dass er über das Wasser laufen kann. Die Fische stehen fürs Christentum, die Taube für Frieden, die Herzen bedeuten Nächstenliebe.“ Auf dieser Freizeit haben unsere Konfirmandinnen und Konfirmanden ihren Vorstellungsgottesdienst vorbereitet, den wir am vorletzten Sonntag feiern wollten – er ist nun auf den Sommer/Herbst verschoben. Das Bild, wie vier weitere, ist Teil des Gottesdienstes.

Eindrücklich ist mir das Grundvertrauen, das die jungen Leute mit ihren Bildern vermitteln wollen. Ich muss dabei an eine Geschichte aus dem Matthäus-Evangelium denken, sie steht dort im 14. Kapitel (Verse 22-33): Nach einem langen Tag mit vielen Begegnungen am See Genezareth hatte sich Jesu auf einen Berg zurückgezogen, um in der Einsamkeit zu beten. Seine Freunde sollten derweil mit einem Boot ans andere Ufer fahren. Doch es kam Sturm auf. Der Wind blies direkt von vorn.

Das Lebensboot der Jünger geriet ins Schwanken. In ihrer Not sahen sie Jesus über das Wasser auf sich zukommen. Der Schreck durchzuckte sie. Sie schreien um Rettung. Und Petrus steigt aus, traut sich auf Jesus zuzugehen. Aber es packt ihn wieder die Angst. Er droht zu sinken. Doch Jesus streckt ihm die Arme entgegen und zieht ihn zu sich. „Du hast zu wenig Vertrauen“, sagt er zu Petrus. „Warum hast du gezweifelt?“ Sie steigen ins Boot. Der Wind legt sich. Die Jünger sind gerettet.

Nicht erst seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie kennen viele das Gefühl, mit dem eigenen Lebensboot in Seenot zu geraten. Und wenn ich neue Schritte wage, kann ich immer noch untergehen. Ja, Vertrauen ist brüchig. Und dennoch ist es das, was am Ende die Wellen wieder glättet. #FlattenTheCurve ist ein „Hashtag“, ein Motto, das in der aktuellen Krise in den sozialen Medien die Runde macht – sorgen wir mit unserem Verhalten dafür, dass sich die Kurve der Infektionen abflacht. Nur so können alle Menschen, die am Virus erkranken, die nötige medizinische Hilfe bekommen. Dazu ist Vertrauen nötig. Vertrauen in die Einsicht aller, dass Abstand das Gebot der Stunde ist – und sich endlich alle daran halten. Darum schließen wir schweren Herzens unsere Kirche.

Ich setze mein Vertrauen auch darauf, dass die Menschen, die nun in Quarantäne müssen, alt oder krank sind, trotzdem nicht allein sind. Ich vertraue darauf, dass wir uns in der Nachbarschaft helfen und acht aufeinander haben. Und schließlich vertraue ich, dass am Ende das Rettende wächst. Nächstenliebe und Fürsorge sind nicht abgesagt. Im Gegenteil. Für mich ist es ein ermutigendes Zeichen des Zusammenhalts, dass ganz spontan und selbstverständlich die Pfadfinder, die Handballer der TGS, viele private Initiativen, z.B. in der Rodenbacher Facebook-Gruppe und natürlich die Seniorenberatung unserer Gemeinde ihre Hilfe anbieten. Vielleicht geben uns auch die „10 Gebote für die Corona-Zeit“ dabei ein wenig Orientierung.

Passen wir auf uns und unsere Nächsten auf!
Bleiben Sie behütet!
Ihr Pfarrer Heinrich Schwarz

10 Gebote für die Corona-Zeit
von Thorsten Latzel

1. Du sollst Deine Mitmenschen lieben, komm ihnen aber gerade des-wegen nicht zu nahe. Übe Dich in „liebevoller Distanz“. Auf Deine Gesundheit und die Deiner Mitmenschen zu achten, ist immer wichtig. Jetzt kann es lebenswichtig werden.

2. Du sollst nicht horten – weder Klopapier noch Nudeln und schon gar keine Desinfektionsmittel oder gar Schutzkleidung. Die werden in Kliniken gebraucht, nicht im Gäste-Klo zu Hause.

3. Die Pandemie sollte das Beste aus dem machen, was in Dir steckt. Keinen Corona-Wolf und kein Covid-Monster, sondern einen engagierten, solidarischen Mitmenschen.

4. Du solltest ruhig auf manches verzichten. Quarantäne-Zeiten sind Fasten-Zeiten. Dafür gewinnst Du andere Freiheit hinzu. Das passt sehr gut in die Zeit vor Ostern.

5. Du sollst keine Panik verbreiten. Panik ist nie ein guter Ratgeber, zu keiner Zeit, gesunder Menschenverstand und Humor dagegen schon. Deshalb hör auf Fachleute, beruhige andere und schmunzele über Dich selbst. Da macht man erstmal nichts falsch und es trägt sehr zur seelischen Gesundheit bei.

6. Du solltest von „den Alten“ lernen. In früheren Zeiten von Seuchen und Pestilenz, als es noch keine so gute Medizin wie heute gab, half Menschen vor allem ein gesundes Gottvertrauen und die tätige Fürsorge füreinander. Das ist auch heute sicher hilfreich.

7. Du solltest vor allem die Menschen trösten und stärken, die krank werden, leiden oder sterben. Und auch die, die um sie trauern. Sei der Mensch für andere, den Du selbst gern um Dich hättest.

8. Du solltest anderen beistehen, die deine Hilfe brauchen – Einsamen, Ängstlichen, Angeschlagenen. Oder Menschen, die jetzt beruflich unter Druck geraten. Das hilft nicht nur ihnen, sondern macht Dich auch selber frei.

9. Du solltest frei, kreativ und aktiv mit der Pandemie umgehen. Dazu sind wir von Gott berufen. Du wirst am Ende vielleicht überrascht sein, was sie Positives aus Dir und anderen herausholt.

10. Du solltest keine Angst vor Stille und Ruhe haben. Wenn die Quarantäne zu mehr Zeit zum Umdenken, zum Lesen und für die Familie führt, wäre das ein guter „sekundärer Krankheitsgewinn“.

Pfarrer Dr. Thorsten Latzel ist Direktor der Evangelischen Akademie Frankfurt. Er war von 2000 bis 2005 zunächst Vikar in Rodenbach und anschließend Pfarrer in Erlensee. www.evangelische-akademie.de

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