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Aus Schokolade und innen hohl?

Da stehen sie wieder, die Nikoläuse, in Reih und Glied, in den Regalen der Supermärkte und warten darauf, dass wir sie nach Hause tragen. Aus Schokolade und innen hohl, in buntes Alu verpackt, gibt es sie in allen Größen und Formen.

Bei manchen Kindern kommt der Nikolaus auch noch nach Hause, mit tiefer Stimme und einem langen, weißem Bart. Für die braven Kinder hat er einen Sack voller Geschenke dabei und eine Rute für die bösen Kinder. Gott sei Dank gibt’s heutzutage nur brave Kinder am 6. Dezember, dem Nikolaustag, und ich muss hier nicht darauf hinweisen, dass Kinder nicht geschlagen werden. Das wäre dem echten Nikolaus sowieso nie in den Sinn gekommen. Denn der war einer, der Kindern geholfen hat, so erzählen es die vielen Legenden, die sich um diesen Pfarrer und späteren Bischof Nikolaus ranken. Wahrscheinlich hat er im 4. Jahrhundert in der Küstenstadt Myra in der heutigen Türkei gelebt. Seine historische Gestalt ist irgendwo im Nebel der Geschichte verschwunden. Doch historisch genaue Daten sind nicht die einzige Wirklichkeit. In den vielen Legenden spiegelt sich ein ungewöhnlich menschenfreundlicher Kirchenmann, der gegen die Not – gerade von Kindern – anging.

So erzählt eine Legende von einem Mann, der seine drei Töchter in die Prostitution zwingen wollte, um die Familie aus der Armut zu holen. Seine Töchter hatten keine Aussicht auf eine Heirat, denn eine ordentliche Aussteuer konnte der Vater ihnen nicht mitgeben. So schien es nur noch diesen einen Ausweg zu geben, dass die jungen Frauen ihren Körper verkauften. Bischof Nikolaus erfuhr von dieser schlimmen Not. Eines Nachts warf er in das offene Fenster der Hütte, in der die Töchter schliefen, drei goldene Kugeln. Damit war eine gute Aussteuer für jede der Drei gesichert. Er tat es nachts, damit ihn niemand sah. Denn nicht er, sondern die Hilfe aus der Not, sollte im Mittelpunkt stehen.

Mit dieser Haltung steht der Nikolaus quer zu dem, was ihm heute Marketing-Strategen empfehlen würden. Denn heute gilt: „Tue Gutes und rede darüber!“. Nikolaus ist aber eben auch nicht der gemütliche Dicke, der mit seinen Rentieren am Nordpol wohnt. Diesen Santa Claus hat wohl ein amerikanischer Grafiker im 19. Jahrhundert erfunden. Coca-Cola hat ihn dann auf die Firmenfarben Rot und Weiß getrimmt und zu einem süßen, aber hohlen Objekt der Konsumwelt gemacht.

Nikolaus ist der Typ des gerechten und mitfühlenden Menschen, der nicht mit ansehen kann, wie andere Not leiden. Er greift ein, damit Kinder die Chance auf eine gute Zukunft haben. Der ursprüngliche Nikolaus steht in der Nachfolge Jesu, der den Kampf aufgenommen hat gegen alles Kleinmachen von Menschen. In der Nachfolge Jesu sind wir alle berufen, Heilige zu sein und uns für andere einzusetzen. Der Nikolaustag erinnert mich daran, dass wir diese Heiligenlegenden nicht nur hören, sondern sie selbst tun. Werden wir wie der „echte“ Nikolaus, und nicht nur alberne Imitate mit Zipfelmütze und Rauschebart.

(Bild von iKlicK auf Pixabay)

Einen gesegneten Nikolaustag wünscht Ihnen
Ihr Pfarrer Heinrich Schwarz

Mittagsgebet

Barmherziger Gott, du hast viele Boten auf dieser Welt.
Sie erzählen von deiner Menschenliebe, so wie Bischof Nikolaus.
Durch ihn können wir uns vorstellen, wie du zu uns Menschen bist.
Du kennst uns beim Namen, du weißt unsere Not und wenn wir in Gefahr sind, rettest du uns.
Hab Dank dafür, du Gott. Du hast das Gute auch in uns hineingelegt.
So klein wir sind, dürfen wir deine Boten sein.
Auch wir können anderen helfen, sie trösten und beschützen.
Zeige uns, wo du uns brauchst.
Amen.

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