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Vertrauen

„Vertrauen ist der Anfang von allem.“ war mal ein Werbeslogan einer Bank. Mit Vertrauen wird der Mensch geboren. Aber es wird uns nicht leicht gemacht, das Vertrauen zu bewahren. Immer wieder höre ich verbitterte Stimmen: „Einmal habe ich dem vertraut und bin dabei hereingefallen. Nie wieder passiert mir das!“ Vertrauen ist gut. Kontrolle ist besser! Vertrauen kann ausgenutzt und missbraucht werden. Übertriebene Hoffnung führt zu Enttäuschung. So wird aus Vertrauen Misstrauen.

Trotzdem ist Vertrauen überlebensnotwendig. Unsere Welt ist kompliziert. Wir können nicht alles wissen und durchschauen. Impfen ist ein gutes Beispiel dafür. Nutzen und Nebenwirkungen müssen erforscht und bewertet werden. Dafür gibt es Fachleute, wie die Ständige Impfkommision, die uns wissenschaftlich fundierte Empfehlungen gibt. Doch entscheiden müssen wir selbst. Dazu braucht es Vertrauen.

Ich weiß, in schwierigen Zeiten kann das schon mal abhandenkommen, trotzdem bleibt es wichtig. Auch der Glaube muss dies immer neu durchbuchstabieren. „Werft euer Vertrauen nicht weg“, so steht es im Hebräerbrief, Kapitel 10, Vers 35. Dieser Brief ist an Christinnen und Christen gerichtet, die Schweres hinter sich hatten. Sie mussten bitter erfahren, wozu Menschen fähig sind, wenn ihnen eine Überzeugung oder ein Glaube nicht passt. Umso erstaunlicher finde ich diesen Rat. „Werft euer Vertrauen nicht weg.“ Gutgläubigkeit ist nichts, was man verfolgten und ausgegrenzten Menschen empfehlen muss. Wer durch die harte Schule des Leidens gegangen ist, reagiert empfindlich auf gut gemeinte Ratschläge.

Trotzdem wirbt der Hebräerbrief um Vertrauen, auch in schweren Zeiten. Wer sich auf Gott verlässt, ist nie verlassen. Vertrauen aber braucht einen langen Atem. Auch dies zeigt sich schon mit der Geburt. Nicht immer und sofort können Eltern helfen, wenn ein Baby schreit. Blähungen oder Zahnweh lassen sich nicht wegstreicheln. Aber es hilft zu spüren, dass Mama und Papa da sind, auch wenn sie den Schmerz nicht wegnehmen können. Am Ende geht der Schmerz, die Liebe der Eltern bleibt.

Die Liebe bleibt. Das ist die Erfahrung des Glaubens. In der Liebe ist Gott uns nah – nicht als ein großer Macher oder Strippenzieher. Er stellt auch keine Weichen wie ein Bahnwärter. Im Kleinen, im Schwachen, im Liebebedürftigen erfahren wir Gott. Das ist die Erfahrung, die die Bibel uns weitergibt. Gott ist da, wo wir Liebe spüren. Wo wir mit unseren Stärken – aber eben auch den Schwächen – angenommen sind und nicht ausgelacht und ausgenommen werden. Wo Vertrauen wächst, da wächst Gott in uns.

Bleiben Sie behütet!
Ihr Pfarrer Heinrich Schwarz

Mittagsgebet

Gott, wenn du bei uns einziehst, verwandelt sich unsere Welt.
Wenn wir Angst haben, rühr uns an mit deiner Liebe.
Wenn Enttäuschungen uns niederdrücken, richte die Hoffnung auf.
Wenn Zweifel uns lähmt, lass Vertrauen wachsen.

„Es bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei;
aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“
1. Korinther 13,13

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