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Segensreich

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich habe oft den Eindruck, viele Menschen leben, als hätten sie ihr Leben selbst in der Hand; als seien Gesundheit, Wohlstand und Zufriedenheit selbstverständlich; als seien sie selbst Initiatoren ihres Glücks; als verstünde sich das alles von selbst und als hätten sie darauf einen Anspruch.

Diese Haltung entlarvt sich jedoch schnell als trügerisch, wenn ihr Leben Grenzen erfährt, wenn Krankheit und Leiden die schöne Lebensplanung plötzlich beenden, wenn Verlust drohen oder Sicherheiten platzen. Dann taucht die Frage auf: Wer hält uns am Leben? Wer steht zu uns, wenn sich alles wendet und viele abwenden?

Wenn ich um Gottes Segen bitte, bekenne ich, dass ich auf Gott angewiesen bin. Ich weiß: Unser Leben ist durch vieles bedroht. Ich glaube aber, Gottes Schutz umgibt mich, auch wenn ich meine, ich käme allein zurecht. Leben versteht sich nun einmal nicht von selbst.

Ich bin davon überzeugt, wer das weiß, lebt bewusster. Wer damit rechnet, lebt nicht vergeblich. Es gibt Situationen im Leben, in denen ich mit meinem Wissen, mit meinen Fähigkeiten und meiner Kraft am Ende bin. Da kann ich nicht mehr geben und gestalten. Da kann ich nur noch empfangen und annehmen. Da hilft mir einzig die Nähe eines Menschen, seine Zuwendung, seine Liebe.

Im Augenblick einer Gefahr sich völlig aus der Hand zu geben, sich loslassen und den Händen anderer anvertrauen, sich fallen lassen – das ist jetzt leichter gesagt als getan.

Es fällt schwer, nicht selbst alles zu besorgen. Es fällt schwer, sich trösten zu lassen. Es fällt schwer, auf eigene Aktivitäten zu verzichten. Welche Reife, wie viel Mut und welches Vertrauen aber gehören dazu, sich in die Hände anderer zu begeben, nicht auf sich selbst zu bestehen und auf jedes Vorhaben zu verzichten. Sich segnen lassen, sich dem Blick des anderen anzuvertrauen, sich der Güte Gottes zu verdanken, sind eine hohe Lebenskunst und Weisheit.

Gibt es erkennbare Spuren des Segens? Meine Mutter segnete mich, als sie mich an ihre Brust legte oder mir die Flasche gab. Mein Vater segnete mich, wenn er NEIN sagte. Meine Geschwister segneten mich, wenn sie mir ermöglichten, anders zu sein als sie. Menschen segneten mich, indem sie Vorbild waren, indem sie mir zeigten, was ich nicht sein wollte. Gott segnet mich, indem er mir zeigt, wie ich sein kann und wie nicht. Vielleicht heißt ein Gesegneter zu sein, einfach ich selbst sein zu können. Ist das nicht überraschend? Es liegt in vielen gewöhnlichen Begebenheiten ein Geschenk. Es liegt Segen auf ihnen, vorausgesetzt, ich erkenne, dass sie für mich bestimmt sind und dass sie meine Entwicklung zum Guten, zum Freundlichen hin beeinflussen wollen. Übrigens, jeder kann zum Segen für andere werden.

Bleiben Sie wohl behütet und gesegnet!
Ihr Bernd Schminke
Prädikant und Vorsitzender des Kirchenvorstandes

Mittagsgebet

Ich will ein Licht anzünden
im Namen Gottes:
Die Welt hat er hell gemacht
und mir den Lebensatem eingehaucht.
Ich will ein Licht anzünden
im Namen des Sohnes:
Die Welt hat er errettet
und seine Hand nach mir ausgestreckt.
Ich will ein Licht anzünden
im Namen des Heiligen Geistes:
Er umschließt die Welt
und segnet meine Seele mit Sehnsucht.
Gott über uns,
Gott neben uns,
Gott mitten unter uns,
der Anfang,
das Ende und
der, der bleibt.
Amen.

(Aus Schottland)

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