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Glücksmomente

Was haben Sie heute Schönes erlebt? Ich schreibe seit einer Weile ein „Positiv-Tagebuch“. Ich notiere am Abend kurz die schönen Momente des Tages, für die ich dankbar sein will. Vorletzte Woche haben meine Frau und ich unsere Enkel besucht, die leider weit weg wohnen. Da war das „Positiv-Tagebuch“ schnell gefüllt. Aber es gibt auch Abende, an denen ich grübele, was denn gerade an diesem Tag schönwar – so stressig oder mühsam wie er war? Manchmal trage ich dann nur winzige Momente ein: ein kurzes Gespräch beim Einkaufen, das mit einem Lächeln endet, das die Maske überstrahlt. Oder der tägliche Kuss zum Frühstück. Kleinigkeiten nur, die ich vielleicht sonst vergessen hätte. Kostbare Kleinigkeiten. Das Schöne, für das ich dankbar sein will, muss nicht überwältigend groß sein.

„Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ Das Bibelwort zum kommenden Sonntag aus dem 103. Psalm lädt ein zur Dankbarkeit und zum Loben. Dabei weiß der Psalmbeter genau, wie vergänglich und klein unser Leben mit all den Sorgen und Gebrechen sein kann. „Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras, er blüht wie eine Blume auf dem Felde; wenn der Wind darüber geht, so ist sie nimmer da, und ihre Stätte kennet sie nicht mehr.“ heißt es in den Versen 15 und 16 nüchtern und realistisch. Und dennoch lädt der Psalmbeter zur Dankbarkeit für all das Gute ein, das uns geschenkt wird. Wer dankbar auf sein Leben blickt, lebt glücklicher.

Diese Erfahrung konnte auch ein Mensch machen, von dem die folgende Geschichte erzählt: Da war ein Mensch, der furchtbar unzufrieden war mit seinem Leben. Was muss ich tun, um glücklich zu werden, fragte er einen Menschen, der als weise galt. Der riet ihm, eine Handvoll Kieselsteine in die rechte Jackentasche zu stecken und in jedem schönen und glücklichen Moment einen Stein von rechts nach links wandern zu lassen. Waren es zu Beginn selten mehr als zwei Steine, fanden mit der Zeit mehr und mehr Steine ihren Weg in die linke Tasche. Abends zählte der Mensch seine Steine, dachte an die schönen Momente und freute sich daran. Bis er eines Tages zu seiner Ratgeberin kam und sagte: „Ich bin ein glücklicher Mensch.“

Es gibt so viele kleine Kiesel, die ich von der rechte in die linke Jackentasche wandern lassen kann. Nicht nur die kleinen oder großen Glücksmomente des eigenen Lebens. Auch in unserer Kirche können wir dankbar sein. Wie schön war es für mich vor drei Wochen im Kirchgarten Familienkirche mit den Kindern und Familien zu feiern. Und auch mit den Älteren, die einfach so da waren und sich mit den Kleinen freuen konnten. Am kommenden Sonntag feiern wir wieder Konfirmation. Junge Leute finden mit Gottes Segen ihren Weg ins Erwachsenwerden. Grund genug dankbar zu sein. Und in 14 Tagen rücken wir wieder einmal unsere Syer-Orgel, dieses Kleinod der Orgelbaukunst, in den Mittelpunkt. Auch Musik kann glücklich machen und Gott loben. Und wenn Sie heute Abend zu Bett gehen – vielleicht überlegen Sie einmal: Wo war mein kleiner Glücksmoment heute?

Bleiben Sie behütet!
Ihr Pfarrer Heinrich Schwarz

Mittagsgebet

Lobe den HERRN, meine Seele,
und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.
Der dir alle deine Sünde vergibt
und heilet alle deine Gebrechen,
der dein Leben vom Verderben erlöst,
der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit,
der deinen Mund fröhlich macht
und du wieder jung wirst wie ein Adler.

Barmherzig und gnädig ist der HERR,
geduldig und von großer Güte.
Denn er weiß, was für ein Gebilde wir sind;
er gedenkt daran, dass wir Staub sind.
Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras,
er blüht wie eine Blume auf dem Felde;
wenn der Wind darüber geht, so ist sie nimmer da,
und ihre Stätte kennet sie nicht mehr.
Die Gnade aber des HERRN währt von Ewigkeit zu Ewigkeit
Lobet den HERRN, alle seine Werke,
Lobe den HERRN, meine Seele!

aus Psalm 103

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