Der Fischzug des Petrus – zu Lukas 5,1-11
Gedanken zum Sonntag
Zwei Boote liegen am Ufer des großen Sees. Die Fischer haben eigentlich schon den Arbeitstag beendet, sind am Saubermachen, da steigt Jesus in das eine Boot und bittet den Fischer, hinauszufahren und die Netze auszuwerfen. Der protestiert zwar, weil er sich die ganze Nacht abgemüht, aber nichts gefangen hat. Es erscheint ihm sinnlos, es noch einmal zu probieren. Außerdem ist er müde. Trotzdem fährt er noch einmal hinaus, weil Jesus es wünscht, und siehe da – die Netze werden so voll, dass sie fast zerreißen.
Simon heißt dieser Fischer, ein einfacher Mann am See Genezareth, der mit seiner Familie vom Fischfang lebt. Wir kennen ihn mit seinem griechischen Namen Petrus, und ihm eilt der Ruf voraus, der erste Jünger Jesu gewesen zu sein. Später war er dann der wichtigste, eine Art Stellvertreter. Deshalb steht für die katholische Kirche der Papst in seiner Nachfolge.
„Hab keine Angst!“, sagt Jesus. „Von jetzt an wirst du Menschen fischen!“ Dieser Satz ist wie eine Berufung in dieses Amt. Petrus soll den Geist Jesu und seine Botschaft von Gottes Liebe und Güte weitertragen. Er soll derjenige sein, um den herum sich die zu gründende Gemeinde schart. Und das tat sie nach Jesu Tod ja auch.
Wir wissen heute nicht mehr, ob und inwieweit Petrus dies gelang, Menschen zu fischen. In der Bibel erscheint er oft eher blass, manchmal gar als Hasenfuß, der Jesus verleugnet, als es ernst wird. Und doch sind immer wieder Menschen in die Straßen und auf die Plätze gegangen, um Menschen für den neuen Glauben zu gewinnen. Sie haben diesen Satz Jesu, der an Petrus gerichtet war, sich auch selbst zur Aufgabe gemacht.
Menschen zu fischen ist natürlich schwierig. Man muss sie interessieren, überzeugen, für die Sache Gottes gewinnen. Aber dazu müssen sie erst einmal zuhören, müssen das spannend finden, was die Kirche zu sagen hat. Für Jesus selbst war das einfach. Er hat sich auch von einem Fischerboot aus an die Menschenmenge gewandt und ihnen gepredigt, doch da war er schon ziemlich bekannt im Volk und ein Prediger von Gottes Liebe und Güte, von dem man sich erzählte. Die Leute waren wegen ihm zusammengekommen.
Wir müssen andere Wege finden, damit Menschen uns zuhören. Allein von Gott zu erzählen, reicht meistens nicht aus. Da ist Kreativität gefragt, Offenheit und viel Geduld, denn oft sind auch wir frustriert, weil sich die Menschen nicht so einfach fischen lassen. Petrus jedoch hatte Jesus vertraut, ist trotzdem hinausgefahren – und war nachher überglücklich, dass seine Netze voll waren.
Deshalb sollten auch wir immer wieder in unsere Welt hinausgehen, zu den Menschen, dorthin, wo sie leben. Und vielleicht erleben auch wir, dass sich weit mehr Menschen finden lassen, als wir uns geträumt hatten. Das Zutrauen in Jesus kann uns den Mut dazu geben. Und die Geschichte vom Fischzug des Petrus auch.
Bleiben Sie behütet!
Ihr Pfarrer Michael Ebersohn