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Begeisterung verboten?

Kein Spargelfest …

… kein gemeinsamer Gottesdienst der beiden christlichen Kirchen am Pfingstmontag, Essengehen mit der Familie – möglich, aber kompliziert. Ein anderes Pfingstfest steht vor der Tür. Begeisterung ruft das nicht hervor. Dabei geht es doch an Pfingsten um Begeisterung. Die Jünger Jesu waren komplett aus dem Häuschen. Ihre Begeisterung war ansteckend, so ansteckend, dass sogar Sprachbarrieren fielen. Der Glaube war auf einmal ganz einfach zu verstehen und hat begeistert. So erzählt es die Apostelgeschichte.

Doch Kritik gab es auch. Manche dachten, bei so viel Überschwang müssen die alle besoffen sein. Der Apostel Petrus stellt sich der Kritik und erklärt, was es mit dieser Begeisterung auf sich hat. Der Tod hat nicht mehr das letzte Wort, mit der Auferstehung von Jesus Christus sagt Gott ein für alle Mal JA zum Leben. Wer dies begriffen hat, der will es weitererzählen. Wo dies geschieht, wirkt der Heilige Geist, so nennt es die Tradition.

Wobei, ich geb’s zu: Mit der Begeisterung tue ich mich auch schwer. So richtig in Ekstase geraten, wie es von den Jüngern in der Pfingstgeschichte erzählt wird, bin ich noch nie. Den frischen Wirbelwind kenn ich nur aus der Werbung. Da geht es aber nicht um Mut für die Zukunft, sondern ums Geldmachen und höchstens noch um Glanz in der Küche.

Pfingsten konkurriert nicht mit Baumärkten und Eisdielen

Wahrscheinlich muss ich meine Pfingsterlebnisse tiefer hängen, in meinen Alltag hineinholen. Es wird den Jüngerinnen und Jüngern ja anschließend auch so gegangen sein. Der Jubel hört auf und das Leben muss angepackt werden. Aber sie haben ihr Leben mit einem neuen Blick, mit einer veränderten Perspektive angepackt.

Für mich beginnt Pfingsten dort, wo mir diesen Perspektivenwechsel gelingt. In dieser Zeit der Corona-Kontaktbeschränkung sind auf einmal ganz viele kreative Ideen wach geworden, wie wir trotzdem in Kontakt bleiben können. Über Videos im Internet genauso, wie übers Telefon und mit der alten Briefpost. Menschen sind nicht nur zum Klatschen auf den Balkon gegangen, sondern haben sich um andere gekümmert, eingekauft, Masken füreinander genäht. Einen vernünftigen, körperlichen Abstand zu halten, bedeutet nicht, dass ich mich innerlich einmauern muss. Im Gegenteil … in der Offenheit für andere Menschen liegt die Zukunft, auch in dieser Krise.

Natürlich wird auch Kritik laut. Wo wir uns einschränken müssen, gibt es Widerstand. Offene Fragen und berechtigte Kritik mischen sich mit kruden Verschwörungsfantasien, Hetze und Hass. Manch einer sieht die Meinungsfreiheit oder die Religionsfreiheit bedroht. Doch niemand musste auf Gottesdienste und Zuspruch verzichten, sie haben uns nur anders und ungewohnt erreicht. Glaube konkurriert nicht mit Baumärkten oder Eisdielen. Freiheit lässt sich nicht gegen den Schutz von Leben ausspielen. Hier ist wieder einer, wie Petrus gefragt, der uns das sachlich und unaufgeregt erklärt. Zugleich brauchen wir die Begeisterung für neue Wege, die uns trotz Mindestabstand und Maskenpflicht zusammenbringen. In diesem Sinne, wünsche ich Ihnen ein frohes und gesegnetes Pfingstfest mit vielen begeisternden Ideen füreinander.

Bleiben Sie behütet!
Herzlich Ihr Pfarrer Heinrich Schwarz

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