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Die Kraft der Liebe

Gedanken zum Sonntag

„Einer trage des andern Last“, das fordert der Apostel Paulus von den Menschen in den Gemeinden, die er selbst gegründet hat. Es geht also um gegenseitige Unterstützung, um Nächstenliebe, darum, dass man sich nicht allein durchs Leben schlägt, sondern mit anderen gemeinsam die Dinge meistert, die einem das Leben schwer machen können. Dies ist, so Paulus, das „Gesetz Christi“, also sein Wille und das, was er uns vorgelebt hat.

Für Paulus und seine Gemeinden war das lebenswichtig. Die Christinnen und Christen jener Zeit waren ja keine anerkannte und rechtlich abgesicherte Religionsgemeinschaft mit eigenen Gebäuden und steuerlichen Vorteilen. Sie bildeten kleine versprengte Gemeinden, die von ihrer Umwelt argwöhnisch betrachtet wurden und manchmal sogar Verfolgungen durch den römischen Staat zu erleiden hatten. Da war es wichtig, nach innen eine funktionierende Gemeinschaft zu bilden, sich im eigenen Kreis einig zu sein, sich gegenseitig zu unterstützen und, wenn es sein muss, auch zu tragen. Denn sonst besteht die Gefahr, dass die kleinen Gemeinden untergehen und die einzelnen Glieder dieser Gemeinden sich allein in der wenig freundlichen Umwelt bewähren müssen. Aber die Gemeinden haben überlebt, sind im Laufe der Zeit sogar gewachsen. Immerhin ist ja eine weltweite Kirche daraus geworden. Die Gläubigen damals waren sich sicher, dass das „Gesetz Christi“ eine tragfähige Richtschnur ist, mit der das Zusammenleben in Frieden, Freude und gegenseitiger Liebe gelingen kann – und auch gelingt. Immerhin hat ihr Herr Jesus Christus ihnen ja vorgelebt, wie das gehen kann: mit Anteilnahme am anderen, mit Barmherzigkeit gegenüber dem Bedürftigen, mit Vergebungsbereitschaft gegenüber Angriffen, aber auch mit Klarheit und wenn nötig Kritik an den herrschenden Verhältnissen. Damit haben sie kleine Gemeinden gegründet, in denen das Leben anders war als in der manchmal bedrohlichen Umwelt: enger, friedlicher, liebevoller und wahrscheinlich auch lebenswerter.

Kirche ist anders, das sagen wir auch heute noch manchmal. Die Kirchengemeinden funktionieren ja auch ein wenig anders als andere Gemeinschaften, auch wenn die Kirche im Laufe der Jahrhunderte viel von ihrer früheren Frische verloren hat, seit sie zu einer anerkannten gesellschaftlichen Organisation geworden ist. Aber die Besinnung auf das „Gesetz Christi“, auf die Ursprünge der ersten Gemeinden und deren Glauben kann helfen, auch heute noch anders zu sein: friedlicher, liebevoller, barmherziger und mit mehr Vertrauen auf unseren Herrn Jesus Christus.

Bleiben Sie behütet!
Ihr Pfarrer Michael Ebersohn

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